Urbanizing
the alps
In Andermatt realisiert die Andermatt Swiss Alps AG die neue Ganzjahresdestination. Seit 2009 entsteht der Dorfteil Andermatt Reuss mit 42 Apartmenthäusern, sechs Hotels sowie 28 Chalets. Zur Andermatt-Swiss-Alps Gruppe gehören unter anderem die Hotels The Chedi Andermatt und Radisson Blu Reussen, die Ferienwohnungen Andermatt Alpine Apartments, ein 18-Loch Golfplatz und die Andermatt Konzerthalle.
von Stefan Kern (Text)
Die Entwicklung in Andermatt geht auf einen ersten Besuch des ägyptischen Visionärs Samih Sawiris zurück, der in der Folge Land des früheren Waffenplatzes kaufen konnte und mit einem Masterplan inklusive Architekturwettbewerb Behörden und Bevölkerung zu überzeugen vermochte. Der Dorfteil Andermatt Reuss entsteht auf einem Podium bzw. Infrastruktursockel, der eine wichtige Funktion (Parking, Technik, Schutz) hat. Bis Ende 2023 sind rund zwei Drittel der Gebäude realisiert mit Investitionen von über 1,5 Milliarden Franken (inklusive Golfplatz).
Hohe Dichte und gute Verkehrserschliessung
Während insbesondere zu Beginn des Projektes immer wieder Kritik laut wurde, das Projekt in Andermatt sei gigantisch, schlecht gelegen oder an einem unattraktiven Ort zeigte sich mit zunehmendem Fortschritt, dass die spezifischen Eigenheiten des Projekts von Andermatt Swiss Alps durch einen tiefen Landverbrauch, eine hohe Dichte und die gute Verkehrsanbindung – sowohl innerhalb der Destination als auch auf der Nord-Süd sowie Ost-West Achse besticht. Damit wird ein Kontrapunkt zu anderen Entwicklungen in Alpendestinationen setzt, die sich vor allem durch einen hohen Landverbrauch und grosse Auswirkungen auf die vorhandene Landschaft charakterisieren.
Gibt es typische Modelle für die Entwicklung von Bergdestinationen bzw. was sind typische Repräsentanten solcher Entwicklungen? In ihrem Buch «Urbanizing the alps» hat Fiona Pia genau dies untersucht anhand verschiedener Destinationen in Europa und den USA. In ihrem 2019 veröffentlichten und weiterhin gültigen Standardwerk kommt sie zum Schluss, dass Andermatt Swiss Alps der einzige zeitgemässe Fall im ganzen Alpenraum ist, indem städtebaulich verdichtet wird und ein Verdichtungsmodell besteht, das in das bestehende Dorf und in die bestehende Verkehrsinfrastruktur integriert ist. Dies garantiere den vernünftigen Umgang mit Landreserven und die zukünftige Ausbreitung in den bestehenden Grenzen.
Grösstes Entwicklungsprojekt der Alpen
Im Vergleich von Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackcomb und Andermatt kommt sie zum Schluss, dass letzteres das vernünftigste Projekt ist und am wenigsten Beeinträchtigungen der natürlichen Umgebung hat – obwohl es von den Medien teils als gigantisch bezeichnet wurde. Denn die Analyse der Entwicklungen in den genannten Destinationen seit 100 Jahren zeigt, dass erstmals in der Geschichte der alpinen Urbanisierung das sich ausbreitende Entwicklungsmodell an seine Grenzen stösst, weil schlicht der Platz fehlt.
Das Projekt Andermatt Swiss Alps wird auf einem stillgelegten Militärgelände realisiert, das an die existierende Verkehrsinfrastruktur angeschlossen ist. Andermatt Swiss Alps ist gemäss der Autorin ein Urbanisierungsprojekt, das die bestehende Wohndichte erhöht. Mit der Bebauung von 47’000 m2 auf 77 Hektaren total Bebauung inklusive alter Dorfkern ist es das grösste Entwicklungsprojekt in den Alpen. Mit dem 2007 beschlossenen Masterplan schlägt es eine neue Verdichtung für Bergdestinationen vor. Die Fläche für individuelle Villen/Chalets beträgt nur 4 Prozent der gesamten Fläche. In anderen Destinationen machen diese individuellen Gebäude bis zur Hälfte der bebauten Fläche aus.
Infrastruktur und Schutz vor Naturgefahren
Das sogenannte Podium (auch Infrastruktursockel genannt) funktioniert nicht nur als Verkehrsknotenpunkt inklusive Tiefgarage, sondern auch als Klimainfrastruktur, das den neuen Dorfteil vor Naturgefahren schützt – insbesondere vor Hochwassergefahren: Die Idee, Verkehr und Schutz vor Naturgefahren in einer Infrastruktur zu kombinieren, sei einzigartig («bold and innovative»), kommt die Autorin zum Schluss. Die Konzentration des Autoverkehrs innerhalb des Podiums ermöglicht es, die gesamte Aussenfläche für Gebäude und Fussverkehr zu nutzen. Der Verzicht auf Autos erlaubt ausserdem einen kompakten Bebauungsplan.
Die Autorin kommt zum Schluss, dass der bescheidene Landverbrauch und die Absenz von Autoverkehr innerhalb des Dorfteils Andermatt Reuss sowie die gute Vernetzung mit dem öffentlichen Verkehr (Bussystems und Nähe des Bahnhofs) die Landschaft besser schützen als eine ausufernde Bergdestination mit individuellen Chalets und Strassen. Die Grösse der Entwicklung ist beschränkt durch die maximal Gehdistanz von 1 Kilometer.
In ihrem Vergleich mit anderen Destinationen (Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackkomb) kommt die Autorin zum Schluss, dass das Andermatter Projekt – obwohl teils als gigantisch und mega bezeichnet – das vernünftigste Modell sei, das die alpine Landschaft am wenigsten beeinträchtige. Verbier etwa sei nur halb so dicht, sechs Mal weniger dich als Andermatt Reuss. 60 Prozent von Verbiers bebauter Fläche bestehe aus individuellen Chalets, in Andermatt sind es nur 4 Prozent. Verbier benötigte 14 Mal mehr Strasseninfrastruktur. Unter anderem seien in Verbier nur 5 Prozent der Zweiwohnungen vermietet, in Andermatt Reuss sind es 50 Prozent. Sie kommt aber auch zum Schluss, dass Bergdestinationen nicht nur nach einem Modell entwickelt werden können, weil jede Ausgangslange individuell sei.
Urbanizing
the alps
In Andermatt realisiert die Andermatt Swiss Alps AG die neue Ganzjahresdestination. Seit 2009 entsteht der Dorfteil Andermatt Reuss mit 42 Apartmenthäusern, sechs Hotels sowie 28 Chalets. Zur Andermatt-Swiss-Alps Gruppe gehören unter anderem die Hotels The Chedi Andermatt und Radisson Blu Reussen, die Ferienwohnungen Andermatt Alpine Apartments, ein 18-Loch Golfplatz und die Andermatt Konzerthalle.
von Stefan Kern (Text)
Die Entwicklung in Andermatt geht auf einen ersten Besuch des ägyptischen Visionärs Samih Sawiris zurück, der in der Folge Land des früheren Waffenplatzes kaufen konnte und mit einem Masterplan inklusive Architekturwettbewerb Behörden und Bevölkerung zu überzeugen vermochte. Der Dorfteil Andermatt Reuss entsteht auf einem Podium bzw. Infrastruktursockel, der eine wichtige Funktion (Parking, Technik, Schutz) hat. Bis Ende 2023 sind rund zwei Drittel der Gebäude realisiert mit Investitionen von über 1,5 Milliarden Franken (inklusive Golfplatz).
Hohe Dichte und gute Verkehrserschliessung
Während insbesondere zu Beginn des Projektes immer wieder Kritik laut wurde, das Projekt in Andermatt sei gigantisch, schlecht gelegen oder an einem unattraktiven Ort zeigte sich mit zunehmendem Fortschritt, dass die spezifischen Eigenheiten des Projekts von Andermatt Swiss Alps durch einen tiefen Landverbrauch, eine hohe Dichte und die gute Verkehrsanbindung – sowohl innerhalb der Destination als auch auf der Nord-Süd sowie Ost-West Achse besticht. Damit wird ein Kontrapunkt zu anderen Entwicklungen in Alpendestinationen setzt, die sich vor allem durch einen hohen Landverbrauch und grosse Auswirkungen auf die vorhandene Landschaft charakterisieren.
Gibt es typische Modelle für die Entwicklung von Bergdestinationen bzw. was sind typische Repräsentanten solcher Entwicklungen? In ihrem Buch «Urbanizing the alps» hat Fiona Pia genau dies untersucht anhand verschiedener Destinationen in Europa und den USA. In ihrem 2019 veröffentlichten und weiterhin gültigen Standardwerk kommt sie zum Schluss, dass Andermatt Swiss Alps der einzige zeitgemässe Fall im ganzen Alpenraum ist, indem städtebaulich verdichtet wird und ein Verdichtungsmodell besteht, das in das bestehende Dorf und in die bestehende Verkehrsinfrastruktur integriert ist. Dies garantiere den vernünftigen Umgang mit Landreserven und die zukünftige Ausbreitung in den bestehenden Grenzen.
Grösstes Entwicklungsprojekt der Alpen
Im Vergleich von Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackcomb und Andermatt kommt sie zum Schluss, dass letzteres das vernünftigste Projekt ist und am wenigsten Beeinträchtigungen der natürlichen Umgebung hat – obwohl es von den Medien teils als gigantisch bezeichnet wurde. Denn die Analyse der Entwicklungen in den genannten Destinationen seit 100 Jahren zeigt, dass erstmals in der Geschichte der alpinen Urbanisierung das sich ausbreitende Entwicklungsmodell an seine Grenzen stösst, weil schlicht der Platz fehlt.
Das Projekt Andermatt Swiss Alps wird auf einem stillgelegten Militärgelände realisiert, das an die existierende Verkehrsinfrastruktur angeschlossen ist. Andermatt Swiss Alps ist gemäss der Autorin ein Urbanisierungsprojekt, das die bestehende Wohndichte erhöht. Mit der Bebauung von 47’000 m2 auf 77 Hektaren total Bebauung inklusive alter Dorfkern ist es das grösste Entwicklungsprojekt in den Alpen. Mit dem 2007 beschlossenen Masterplan schlägt es eine neue Verdichtung für Bergdestinationen vor. Die Fläche für individuelle Villen/Chalets beträgt nur 4 Prozent der gesamten Fläche. In anderen Destinationen machen diese individuellen Gebäude bis zur Hälfte der bebauten Fläche aus.
Infrastruktur und Schutz vor Naturgefahren
Das sogenannte Podium (auch Infrastruktursockel genannt) funktioniert nicht nur als Verkehrsknotenpunkt inklusive Tiefgarage, sondern auch als Klimainfrastruktur, das den neuen Dorfteil vor Naturgefahren schützt – insbesondere vor Hochwassergefahren: Die Idee, Verkehr und Schutz vor Naturgefahren in einer Infrastruktur zu kombinieren, sei einzigartig («bold and innovative»), kommt die Autorin zum Schluss. Die Konzentration des Autoverkehrs innerhalb des Podiums ermöglicht es, die gesamte Aussenfläche für Gebäude und Fussverkehr zu nutzen. Der Verzicht auf Autos erlaubt ausserdem einen kompakten Bebauungsplan.
Die Autorin kommt zum Schluss, dass der bescheidene Landverbrauch und die Absenz von Autoverkehr innerhalb des Dorfteils Andermatt Reuss sowie die gute Vernetzung mit dem öffentlichen Verkehr (Bussystems und Nähe des Bahnhofs) die Landschaft besser schützen als eine ausufernde Bergdestination mit individuellen Chalets und Strassen. Die Grösse der Entwicklung ist beschränkt durch die maximal Gehdistanz von 1 Kilometer.
In ihrem Vergleich mit anderen Destinationen (Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackkomb) kommt die Autorin zum Schluss, dass das Andermatter Projekt – obwohl teils als gigantisch und mega bezeichnet – das vernünftigste Modell sei, das die alpine Landschaft am wenigsten beeinträchtige. Verbier etwa sei nur halb so dicht, sechs Mal weniger dich als Andermatt Reuss. 60 Prozent von Verbiers bebauter Fläche bestehe aus individuellen Chalets, in Andermatt sind es nur 4 Prozent. Verbier benötigte 14 Mal mehr Strasseninfrastruktur. Unter anderem seien in Verbier nur 5 Prozent der Zweiwohnungen vermietet, in Andermatt Reuss sind es 50 Prozent. Sie kommt aber auch zum Schluss, dass Bergdestinationen nicht nur nach einem Modell entwickelt werden können, weil jede Ausgangslange individuell sei.
Urbanizing
the alps
In Andermatt realisiert die Andermatt Swiss Alps AG die neue Ganzjahresdestination. Seit 2009 entsteht der Dorfteil Andermatt Reuss mit 42 Apartmenthäusern, sechs Hotels sowie 28 Chalets. Zur Andermatt-Swiss-Alps Gruppe gehören unter anderem die Hotels The Chedi Andermatt und Radisson Blu Reussen, die Ferienwohnungen Andermatt Alpine Apartments, ein 18-Loch Golfplatz und die Andermatt Konzerthalle.
von Stefan Kern (Text)
Die Entwicklung in Andermatt geht auf einen ersten Besuch des ägyptischen Visionärs Samih Sawiris zurück, der in der Folge Land des früheren Waffenplatzes kaufen konnte und mit einem Masterplan inklusive Architekturwettbewerb Behörden und Bevölkerung zu überzeugen vermochte. Der Dorfteil Andermatt Reuss entsteht auf einem Podium bzw. Infrastruktursockel, der eine wichtige Funktion (Parking, Technik, Schutz) hat. Bis Ende 2023 sind rund zwei Drittel der Gebäude realisiert mit Investitionen von über 1,5 Milliarden Franken (inklusive Golfplatz).
Hohe Dichte und gute Verkehrserschliessung
Während insbesondere zu Beginn des Projektes immer wieder Kritik laut wurde, das Projekt in Andermatt sei gigantisch, schlecht gelegen oder an einem unattraktiven Ort zeigte sich mit zunehmendem Fortschritt, dass die spezifischen Eigenheiten des Projekts von Andermatt Swiss Alps durch einen tiefen Landverbrauch, eine hohe Dichte und die gute Verkehrsanbindung – sowohl innerhalb der Destination als auch auf der Nord-Süd sowie Ost-West Achse besticht. Damit wird ein Kontrapunkt zu anderen Entwicklungen in Alpendestinationen setzt, die sich vor allem durch einen hohen Landverbrauch und grosse Auswirkungen auf die vorhandene Landschaft charakterisieren.
Gibt es typische Modelle für die Entwicklung von Bergdestinationen bzw. was sind typische Repräsentanten solcher Entwicklungen? In ihrem Buch «Urbanizing the alps» hat Fiona Pia genau dies untersucht anhand verschiedener Destinationen in Europa und den USA. In ihrem 2019 veröffentlichten und weiterhin gültigen Standardwerk kommt sie zum Schluss, dass Andermatt Swiss Alps der einzige zeitgemässe Fall im ganzen Alpenraum ist, indem städtebaulich verdichtet wird und ein Verdichtungsmodell besteht, das in das bestehende Dorf und in die bestehende Verkehrsinfrastruktur integriert ist. Dies garantiere den vernünftigen Umgang mit Landreserven und die zukünftige Ausbreitung in den bestehenden Grenzen.
Grösstes Entwicklungsprojekt der Alpen
Im Vergleich von Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackcomb und Andermatt kommt sie zum Schluss, dass letzteres das vernünftigste Projekt ist und am wenigsten Beeinträchtigungen der natürlichen Umgebung hat – obwohl es von den Medien teils als gigantisch bezeichnet wurde. Denn die Analyse der Entwicklungen in den genannten Destinationen seit 100 Jahren zeigt, dass erstmals in der Geschichte der alpinen Urbanisierung das sich ausbreitende Entwicklungsmodell an seine Grenzen stösst, weil schlicht der Platz fehlt.
Das Projekt Andermatt Swiss Alps wird auf einem stillgelegten Militärgelände realisiert, das an die existierende Verkehrsinfrastruktur angeschlossen ist. Andermatt Swiss Alps ist gemäss der Autorin ein Urbanisierungsprojekt, das die bestehende Wohndichte erhöht. Mit der Bebauung von 47’000 m2 auf 77 Hektaren total Bebauung inklusive alter Dorfkern ist es das grösste Entwicklungsprojekt in den Alpen. Mit dem 2007 beschlossenen Masterplan schlägt es eine neue Verdichtung für Bergdestinationen vor. Die Fläche für individuelle Villen/Chalets beträgt nur 4 Prozent der gesamten Fläche. In anderen Destinationen machen diese individuellen Gebäude bis zur Hälfte der bebauten Fläche aus.
Infrastruktur und Schutz vor Naturgefahren
Das sogenannte Podium (auch Infrastruktursockel genannt) funktioniert nicht nur als Verkehrsknotenpunkt inklusive Tiefgarage, sondern auch als Klimainfrastruktur, das den neuen Dorfteil vor Naturgefahren schützt – insbesondere vor Hochwassergefahren: Die Idee, Verkehr und Schutz vor Naturgefahren in einer Infrastruktur zu kombinieren, sei einzigartig («bold and innovative»), kommt die Autorin zum Schluss. Die Konzentration des Autoverkehrs innerhalb des Podiums ermöglicht es, die gesamte Aussenfläche für Gebäude und Fussverkehr zu nutzen. Der Verzicht auf Autos erlaubt ausserdem einen kompakten Bebauungsplan.
Die Autorin kommt zum Schluss, dass der bescheidene Landverbrauch und die Absenz von Autoverkehr innerhalb des Dorfteils Andermatt Reuss sowie die gute Vernetzung mit dem öffentlichen Verkehr (Bussystems und Nähe des Bahnhofs) die Landschaft besser schützen als eine ausufernde Bergdestination mit individuellen Chalets und Strassen. Die Grösse der Entwicklung ist beschränkt durch die maximal Gehdistanz von 1 Kilometer.
In ihrem Vergleich mit anderen Destinationen (Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackkomb) kommt die Autorin zum Schluss, dass das Andermatter Projekt – obwohl teils als gigantisch und mega bezeichnet – das vernünftigste Modell sei, das die alpine Landschaft am wenigsten beeinträchtige. Verbier etwa sei nur halb so dicht, sechs Mal weniger dich als Andermatt Reuss. 60 Prozent von Verbiers bebauter Fläche bestehe aus individuellen Chalets, in Andermatt sind es nur 4 Prozent. Verbier benötigte 14 Mal mehr Strasseninfrastruktur. Unter anderem seien in Verbier nur 5 Prozent der Zweiwohnungen vermietet, in Andermatt Reuss sind es 50 Prozent. Sie kommt aber auch zum Schluss, dass Bergdestinationen nicht nur nach einem Modell entwickelt werden können, weil jede Ausgangslange individuell sei.
Urbanizing
the alps
In Andermatt realisiert die Andermatt Swiss Alps AG die neue Ganzjahresdestination. Seit 2009 entsteht der Dorfteil Andermatt Reuss mit 42 Apartmenthäusern, sechs Hotels sowie 28 Chalets. Zur Andermatt-Swiss-Alps Gruppe gehören unter anderem die Hotels The Chedi Andermatt und Radisson Blu Reussen, die Ferienwohnungen Andermatt Alpine Apartments, ein 18-Loch Golfplatz und die Andermatt Konzerthalle.
von Stefan Kern (Text)
Die Entwicklung in Andermatt geht auf einen ersten Besuch des ägyptischen Visionärs Samih Sawiris zurück, der in der Folge Land des früheren Waffenplatzes kaufen konnte und mit einem Masterplan inklusive Architekturwettbewerb Behörden und Bevölkerung zu überzeugen vermochte. Der Dorfteil Andermatt Reuss entsteht auf einem Podium bzw. Infrastruktursockel, der eine wichtige Funktion (Parking, Technik, Schutz) hat. Bis Ende 2023 sind rund zwei Drittel der Gebäude realisiert mit Investitionen von über 1,5 Milliarden Franken (inklusive Golfplatz).
Hohe Dichte und gute Verkehrserschliessung
Während insbesondere zu Beginn des Projektes immer wieder Kritik laut wurde, das Projekt in Andermatt sei gigantisch, schlecht gelegen oder an einem unattraktiven Ort zeigte sich mit zunehmendem Fortschritt, dass die spezifischen Eigenheiten des Projekts von Andermatt Swiss Alps durch einen tiefen Landverbrauch, eine hohe Dichte und die gute Verkehrsanbindung – sowohl innerhalb der Destination als auch auf der Nord-Süd sowie Ost-West Achse besticht. Damit wird ein Kontrapunkt zu anderen Entwicklungen in Alpendestinationen setzt, die sich vor allem durch einen hohen Landverbrauch und grosse Auswirkungen auf die vorhandene Landschaft charakterisieren.
Gibt es typische Modelle für die Entwicklung von Bergdestinationen bzw. was sind typische Repräsentanten solcher Entwicklungen? In ihrem Buch «Urbanizing the alps» hat Fiona Pia genau dies untersucht anhand verschiedener Destinationen in Europa und den USA. In ihrem 2019 veröffentlichten und weiterhin gültigen Standardwerk kommt sie zum Schluss, dass Andermatt Swiss Alps der einzige zeitgemässe Fall im ganzen Alpenraum ist, indem städtebaulich verdichtet wird und ein Verdichtungsmodell besteht, das in das bestehende Dorf und in die bestehende Verkehrsinfrastruktur integriert ist. Dies garantiere den vernünftigen Umgang mit Landreserven und die zukünftige Ausbreitung in den bestehenden Grenzen.
Grösstes Entwicklungsprojekt der Alpen
Im Vergleich von Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackcomb und Andermatt kommt sie zum Schluss, dass letzteres das vernünftigste Projekt ist und am wenigsten Beeinträchtigungen der natürlichen Umgebung hat – obwohl es von den Medien teils als gigantisch bezeichnet wurde. Denn die Analyse der Entwicklungen in den genannten Destinationen seit 100 Jahren zeigt, dass erstmals in der Geschichte der alpinen Urbanisierung das sich ausbreitende Entwicklungsmodell an seine Grenzen stösst, weil schlicht der Platz fehlt.
Das Projekt Andermatt Swiss Alps wird auf einem stillgelegten Militärgelände realisiert, das an die existierende Verkehrsinfrastruktur angeschlossen ist. Andermatt Swiss Alps ist gemäss der Autorin ein Urbanisierungsprojekt, das die bestehende Wohndichte erhöht. Mit der Bebauung von 47’000 m2 auf 77 Hektaren total Bebauung inklusive alter Dorfkern ist es das grösste Entwicklungsprojekt in den Alpen. Mit dem 2007 beschlossenen Masterplan schlägt es eine neue Verdichtung für Bergdestinationen vor. Die Fläche für individuelle Villen/Chalets beträgt nur 4 Prozent der gesamten Fläche. In anderen Destinationen machen diese individuellen Gebäude bis zur Hälfte der bebauten Fläche aus.
Infrastruktur und Schutz vor Naturgefahren
Das sogenannte Podium (auch Infrastruktursockel genannt) funktioniert nicht nur als Verkehrsknotenpunkt inklusive Tiefgarage, sondern auch als Klimainfrastruktur, das den neuen Dorfteil vor Naturgefahren schützt – insbesondere vor Hochwassergefahren: Die Idee, Verkehr und Schutz vor Naturgefahren in einer Infrastruktur zu kombinieren, sei einzigartig («bold and innovative»), kommt die Autorin zum Schluss. Die Konzentration des Autoverkehrs innerhalb des Podiums ermöglicht es, die gesamte Aussenfläche für Gebäude und Fussverkehr zu nutzen. Der Verzicht auf Autos erlaubt ausserdem einen kompakten Bebauungsplan.
Die Autorin kommt zum Schluss, dass der bescheidene Landverbrauch und die Absenz von Autoverkehr innerhalb des Dorfteils Andermatt Reuss sowie die gute Vernetzung mit dem öffentlichen Verkehr (Bussystems und Nähe des Bahnhofs) die Landschaft besser schützen als eine ausufernde Bergdestination mit individuellen Chalets und Strassen. Die Grösse der Entwicklung ist beschränkt durch die maximal Gehdistanz von 1 Kilometer.
In ihrem Vergleich mit anderen Destinationen (Verbier, Zermatt, Avoriaz, Whistler Blackkomb) kommt die Autorin zum Schluss, dass das Andermatter Projekt – obwohl teils als gigantisch und mega bezeichnet – das vernünftigste Modell sei, das die alpine Landschaft am wenigsten beeinträchtige. Verbier etwa sei nur halb so dicht, sechs Mal weniger dich als Andermatt Reuss. 60 Prozent von Verbiers bebauter Fläche bestehe aus individuellen Chalets, in Andermatt sind es nur 4 Prozent. Verbier benötigte 14 Mal mehr Strasseninfrastruktur. Unter anderem seien in Verbier nur 5 Prozent der Zweiwohnungen vermietet, in Andermatt Reuss sind es 50 Prozent. Sie kommt aber auch zum Schluss, dass Bergdestinationen nicht nur nach einem Modell entwickelt werden können, weil jede Ausgangslange individuell sei.